Konrad Fischer, eine schillernde Persönlichkeit, gefeiert und umstritten

Gerold Engist im Interview mit Konrad Fischer, Architekt und Lebenskünstler aus Hochstadt am Main 

interview mit Konrad Fischer

GE: Wer ist der Mensch Konrad Fischer?

KF: Konrad Fischer ist erstmal ein Mensch wie Du und ich, hat Vorlieben wie Bauernbier und Rostbratwurst, aber auch genug Abneigungen vor allem gegen Unmenschlichkeit und Gleichmacherei, hat erfüllte und unerfüllte Träume.

Doch vor allem ist er sehr neugierig. Gibt erst mal jedem Gedanken, jeder Aussage und jedem Menschen eine Chance. Macht sich dann aber ans Prüfen. Gibt es also eine interessante neue Theorie, gehe ich offen ran, gönne mir aber auch die Widersprüche. Insbesondere bei randständigen Themen. Und dann versuche ich, wenn möglich, mit dem Urheber der Denkprovokation persönlich in Kontakt zu kommen, um ihn als Menschen einzuschätzen. Das kann über Hintergründe und Motive mehr aufklären, als jeder Verriß der anderen Seite. Und immer ran an die Quellen, nicht in der Sekundärliteratur steckenbleiben. Das hilft gegen Quellenfälschung, wovon es – und das hat mich anfangs immer sehr überrascht – mehr als genug gibt. Diese praktische Neugier hält mein Leben spannend, Langeweile ist nicht drin.

Und natürlich ist mir oft genug klar geworden, wie sehr und gerne auch ich mich täuschen kann, wenn der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Das ist das Problem bei allen Informationen, die letztendlich doch nur einseitig sind, gespickt mit persönlichem Interesse und immer mehr verschweigen als sagen. Luther wird zugeschrieben: „Vernunft und Verstand sind des Teufels Huren.“ Und Saint-Exuperys kleiner Prinz weiß: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Damit komme ich auch erkenntnistheoretisch weiter, denn das Gewissen hilft, zwischen Zweifel und Vertrauen zu balancieren. Hinzu kommt mein ausgeprägtes Interesse an Recht und Gerechtigkeit, das mir beim Verschlingen 1000seitiger Dünndruck-Rechtskommentare hilft. Schon als Kind waren meine Vorbilder Jesus, Robin Hood, Kara Ben Nemsi und Winnetou und viele weitere edelmütige Helden aller Art. Sie sind es geblieben. Inklusive Don Quichotte de la Mancha und Donald Duck aus Entenhausen.

Etwas Augenzwinkern und selbst schwarzer Humor sind uns Franken ja vertraut. Damit und auch mit meinem geringen Respekt vor Tabus stoße ich freilich nicht überall auf Verständnis, doch dann denke ich an meinem Konfirmationsspruch im Psalm 27: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten! Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen!“

Was ich liebe? Das kranke Kind braucht die Liebe. Das bleibt die ewige Herausforderung und schließt die christliche Feindesliebe mit ein. Ansonsten Familie, selber Musizieren als Sänger und Cellist seit meiner Kindheit, als sehr kleiner Trompeter seit wenigen Jahren, Philosophie, Theologie und Geschichtswissenschaft, Zeichnen und Malen auf meinen Zeichenreisen in vergangene und fremde Kulturen, fast immer mit der Familie. Und, und, und – doch das genügt jetzt wohl.

GE: Was halten Sie von WDVS-Systemen und warum?

Die Wärmedämmverbundsysteme sind gröbster Baupfusch. Am Tag wird ihre Oberfläche extrem heiß, in der Nacht extrem kalt und tauwassernaß, ihr Materialgemisch verklebt Schichten kraß unterschiedlichster Wärmedehnung, die alle die unvermeidliche Feuchteaufnahme nicht richtig raustrocknen können. Das halten sie nicht lange aus, verschimmeln, veralgen, reißen, werden schwer und schwerer und fallen auch mal durchnäßt runter.

Energie sparen können sie nicht, da sie die Solarhitze, die ihre Oberfläche empfängt, nicht in die Wand lassen und dadurch nicht als Heizungsunterstützung und Abkühlverzögerer verwerten können. Wände hinter Dämmpaketen sind folglich immer kälter, als Wände ohne – ganz im Gegenteil zu den Versprechungen der Reklame. Hinzu kommt, daß alle mir bekannt gewordenen Freiland-Vergleichsuntersuchungen ausnahmslos beweisen, daß externe Wärmedämmung im Raum dahinter zu erhöhtem Heizaufwand führt.

Der als landläufiges Dämmargument herumposaunte Pulli-Mantel-Wollmützen-Vergleich verkennt folglich die tatsächlichen Verhältnisse eines Gebäudes in freier Wildbahn. Jede Münze hat zwei Seiten, jede Fassade auch. Die Dämmtheorie mag im Kühlhaus gelten, wenn das Licht aus bleibt. Doch über unseren Häusern scheint die Sonne, auch im Winter, und die Licht- und Umgebungsstrahlung gibt es auch auf der Nordseite. Wer das beim Bauen vergißt und sich von der äußeren Solarenergie mit schimmelveralgten Dämmkrusten abschottet, baut falsch.

GE: Wie sehen Sie die „Optimierung“ von Baustoffen durch den Einsatz chemischer Zusatzstoffe?

Hier gilt erstmal „Die Dosis macht das Gift“ laut Paracelsus. Sogar Weißkalkhydrat ist erst mal ein chemischer Zusatzstoff, dessen chemische Reaktion einen Mörtel erst richtig festmachen kann. Wenn ich aber die Kalkchemie und die Physik des Sandes nicht hinreichend verstehe, muß ich weitere Zutaten in den Mörtel schmeißen, damit er festklebt. Problemhydraulen und Synthesechemikalien wandern folglich in das Baustoffgemisch, mit unerwünschten Nebenwirkungen wie Rißneigung und Wasserrückhaltung.

Es ist ein bißchen wie Pillendreherei, bei der der Teufel mit Beelzebub ausgetrieben wird. Ich plädiere deswegen für kenntnisreichere Baustoffrezeptur und Verabschiedung von den Pseudolösungen einer Baustoffscharlatanerie, die uns mit Syntheseprodukten und „Vergütungen“ das Verarbeiten erleichtern will, dafür dann Katastrophen wie den Holzschutzmittelskandal, das PCB-Problem, die VOC-Schadstoffcocktails in unseren Wohnungen, Schimmelfangdämmung in Dach und Decke, Stickluftbefensterung und Brandschutzgifte an unseren Fassaden beschert.

Da ich viele Baustoffwissenschaftler aus der Chemie, Keramik und Mineralogie kenne, weiß ich um deren Nöte und Ziele, taugliche Jedermannprodukte zu konkurrenzfähigen Preisen auf den Markt zu schmeißen. Da steckt viel Druck dahinter, bei dem das Gewissen auch Atemnot bekommen kann. Die Problemkette fängt allerdings beim Bauherrn an, dessen Geizgeilheit jedem Qualitätsanspruch im Wege steht. Damit konfrontiert er seinen Planer – wenn er sich den überhaupt leistet, seinen Handwerker und letztlich seinen Baustoffproduzenten. Und wie man aus diesem Teufelskreis rauskommt? Erst mal muß jeder selber mehr wissen wollen, was die Baustoffe und Baukonstruktionen im Innersten zusammenhält und sich nicht nur auf Reklame und falsches Lehrbuchwissen verlassen. Und dann Verantwortung übernehmen und die Finger weglassen von allem, was nicht taugt und von jedem, der das Untaugliche verlangt. Auch wenn das zu Einbußen führt.

Doch vor das Paradies haben die Götter den Schweiß und das Fegefeuer gesetzt. Dann wird’s.

GE: Woran erkennen Bauherren den „richtigen“ Handwerker für Ihr Bauvorhaben?

Das fragen Sie mich als Architekten? Meine Antwort: An einem fairen Preis für eine korrekt und vollständig ausgeschriebene Bauleistung sowie eine frist-, kosten- und qualitätsgerechte Ausführung. Nun weiß ich freilich, wie häufig es das gibt.

Haben Sie jemals eine produktneutrale und vollständige Ausschreibung erhalten? Ein Leistungsverzeichnis, das nicht hinter dem Rücken des öffentlichen oder privaten Bauherrn vom begünstigten Baustoffproduzenten oder Bauunternehmer dem korrupten Planer inkl. Kickback umsonst hintenreingesteckt wurde? Die Antwort denken wir uns. Und wenn der Bauherr dieses Schwindelsystem ausschalten will und nun beim Handwerker persönlich vorspricht? Der ja kein Kopfwerker ist und deswegen nicht in den alten Aufzeichnungen des Urgroßvaters und ausgiebigster Fachliteratur und seinem eigenen Baupfusch von anno dunst nachforscht, sondern sich auch vom Verkaufsprofi des Baustoffproduzenten eintüten läßt.

So also bestimmt nicht. Wie dann? Vielleicht sagt der Handwerker: Das will ich erst mal bemustern, dazu gibt es ja immer mehrere Alternativen, und dann entscheiden wir gemeinsam, was die technisch, gestalterisch und wirtschaftlich optimale Lösung sein kann. So gehe ich jedenfalls an alle handwerklichen Herausforderungen auf meinen Baustellen heran und suche mir Handwerker, die dafür offen sind. Mit passenden Baustoffen, die nicht unbedingt aus der Fertigkonfektion der Baustoffindustrie stammen, sondern auch mal aus den Grundstoffen selbst rezeptiert werden. Eben nach alter Väter Sitte. Das mag jetzt nicht modern sein, dafür immer zielführend und kostensicher.