Wenn wir einen Orden verleihen würden für kreatives Marketing müsste Weber Saint-Gobain auf jeden Fall einen bekommen. Wer ein Produkt als natürlich-mineralischen Kalkputz vertreibt, welches laut Sicherheitsdatenblatt noch nicht mal Kalk enthält, hat Anerkennung verdient. Ich möchte Ihnen heute den Kalkputz Weber.cal  172 vorstellen.

Die herausragenden Eigenschaften laut technischem Merkblatt sind:

  • Kalkputz für die Denkmalpflege
  • natürlich-mineralischer Kalkputz
  • hoch-wasserdampfdurchlässig
  • feuchteregulierend
  • schimmelpilzhemmend
  • Mörtelgruppe PI

Oberflächlich betrachtet ist dieses Produkt genau das richtige für den Endverbraucher. Und da die Anwender sich erfahrungsgemäß nicht weiter mit Ihrem Produkt befassen, wird es auch als Kalkputz angeboten.

Kritisch betrachtet fällt schnell auf, dass es sich hierbei im besten Fall um einen Kalk-Zementputz handelt. Laut Sicherheitsdatenblatt sind in dem Produkt 25 – 50% Portlandzement enthalten. Kalk wird nicht ausgewiesen!  (Maxit IP 18 enthält 10-15% Zement und zumindest 1-2,5 % Calciumhydroxid)

Die Druckfestigkeit wird mit ≥ 2,5 N/mm² angegeben und fällt somit in Mörtelgruppe PI wie reiner Kalkputz. (Maxit IP 18 wird mit einer Druckfestigkeit von ca. 2,5 N/mm² und der Mörtelgruppe PII angegeben.) Zumindest die Festigkeitsklasse wird mit CS II richtig angegeben.

Die Wasserdampfdurchlässigkeit liegt bei einem Wert von ≤ 25. (Reiner Kalkputz deutlich unter 10.)

Mit dem Weber.cal 172 sieht man wieder wie streng die Vorgaben sind, wenn es darum geht ein Produkt als Kalkputz zu deklarieren. Darüber hinaus empfinde ich es als sehr dreist, bei einem Putz mit Luftporenbildner (wie z.B. Alkylpolyglykolether, Alkylsulfate oder –sulfonate) von natürlich zu sprechen.  

Mein Fazit

Der Endverbraucher wird massiv getäuscht und die Verarbeiter befassen sich zu wenig mit Ihren Produkten.