Die Basis für eine langlebige Beschichtung
Bevor ein neuer Putz, im Idealfall ein zementfreier Kalkputz, aufgebracht werden kann, muss der vorhandene Untergrund richtig beurteilt werden. Der Untergrund gibt vor, welche Produkte eingesetzt werden können, und entscheidet über Haltbarkeit und Qualität des Ergebnisses. Eine sorgfältige Prüfung spart somit nicht nur Ärger, sondern oft auch bares Geld.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie auch als Laie eine ganze Menge über den Untergrund herausfinden können.
Da es hier um Untergründe für Kalkputze und deren Beschichtung geht, vorweg ein wichtiger Punkt: Kalkputze im Außenbereich benötigen einen saugfähigen Untergrund.
Warum?
Kalkputze nehmen Feuchtigkeit auf und leiten sie ins Innere weiter. Wird ein alter, nicht saugfähiger z.B. Zementputz mit Kalk beschichtet, staut sich die aufgenommene Feuchtigkeit an der Übergangszone zum Zementputz. Kommt dann Frost hinzu, sprengt das gefrierende Wasser den Kalkputz ab.
Bei nicht saugfähigen Untergründen müssen daher Schichtdicke und Kalk-Putztyp so gewählt werden, dass das System trotzdem langfristig funktioniert.
Was ist ein passender Untergrund?
Nach DIN 18550 und DIN 18350 muss ein Untergrund folgende Kriterien erfüllen:
- Ebenflächig
- Tragfähig, fest und ausreichend formstabil
- Trocken, nicht wasserabweisend und gleichmäßig saugend
- Staubfrei
- Frei von Verunreinigungen und schädlichen Ausblühungen
- Frostfrei bzw. über +5 °C temperiert
- Frei von Sinterschichten und Schaltrennmitteln
Untergründe, die diese Anforderungen nicht erfüllen, müssen entsprechend vorbereitet werden, z. B. durch das Entfernen loser Schichten, den Einsatz von Putzträgern oder geeigneten Grundierungen.
Voraussetzungen schaffen, um Untergründe beurteilen zu können
Bevor Sie mit der Beurteilung beginnen, muss der Untergrund sichtbar und zugänglich sein. Das heißt: Wenn ein alter Grundputz überarbeitet werden soll, muss vorher alles entfernt werden, was nicht zum Grundputz gehört. Tapeten, Farbschichten, Grundierungen, Glätten.
Ebenso wichtig ist, den gesamten Schichtaufbau bis zum Mauerwerk zu prüfen. Selbst wenn die oberste Schicht (z. B. ein Sumpfkalkanstrich) optimal ist, kann ein loser oder stark sandender Grundputz darunter die Haftung unmöglich machen.
Und noch ein entscheidender Tipp: Nie nur an einer Stelle prüfen!
Es kommt häufiger vor, als man denkt, dass genau die geprüfte Stelle in Ordnung ist, während es einen Meter weiter ganz anders aussieht.
Den Putz anhand der Farbe erkennen
Die Farbe des Untergrunds liefert erste Hinweise auf die Zusammensetzung:
- Reiner Kalkputz: weiß bis hellgrau
- Kalk-Zement-Putze: mittelgrau
- Zementputze: dunkelgrau
- Gipsputze: sehr weiß
Festigkeit mit Kratz- und Wischprobe prüfen
Kratzprobe:
Mit einem Schraubenzieher, Messer oder einem anderen harten Gegenstand prüfen, ob der Putz hart, fest oder weich ist.
- Stark sandend: Lässt sich schon mit dem Finger abreiben. Solche Putze können auch mit Wasserglas nicht mehr gefestigt werden und müssen entfernt werden.
- Leicht sandend: Oft noch tragfähig genug, um direkt mit Kalkputz beschichtet zu werden. Für solche Putze gibt es auch entsprechende Grundierungen, um die Festigkeit zu erhöhen.
Die Kratzprobe immer auch im feuchten Zustand durchführen. Eine Glätte zum Beispiel kann trocken tragfähig wirken, wird aber nach Anfeuchtung weich und lässt sich leicht abkratzen.
Wischprobe:
Mit der Hand oder einem Tuch (helle Oberfläche dunktles Tuch, dunke Oberfläche helles Tuch) über die Fläche wischen. Starker Abrieb deutet auf eine kreidende Oberfläche hin, die vor einer neuen Beschichtung verfestigt oder auch restlos entfernt werden muss. Auch hier zusätzlich im feuchten Zustand prüfen.
Saugfähigkeit durch Wasserbenetzung feststellen
Mit einer Sprühflasche oder einem Pinsel Wasser auf den Untergrund geben:
- Schnelles Einsaugen = gut saugfähig. Bei zu hoher Saugfähigkeit muss vor dem Auftrag mehrfach gründlich vorgenässt werden. Eventuell ist eine passende Grundierung oder bei Mauerwerk, ein Vorspritzer notwendig.
- Langsames Einsaugen oder Tropfenbildung = geringe Saugfähigkeit. Hier sind Grundierungen, Haftbrücken oder Putzträger erforderlich, um Kalkputz sicher aufzunehmen.
Weitere einfache Tests
- Klopfprobe: Mit Hammer oder Werkzeuggriff leicht abklopfen. Hohle Stellen deuten auf Putzablösungen hin.
- Gitterschnittprüfung: Mit einem scharfen Messer ein Gitter einschneiden. Löst sich die Beschichtung nicht, ist die Haftung gut.
- Abrissprobe: Klebeband fest andrücken und ruckartig abziehen. Bleiben Rückstände am Band, ist die Haftung zu gering.
- Feuchtigkeitsmessung: Vor allem bei Renovierungen entscheidend. Kalkputze kommen mit Feuchtigkeit zurecht, dennoch sollte die Ursache von Feuchteschäden vorab behoben werden.
- Essigtest: Putz mit Essigessenz benetzen. Starkes Schäumen weist auf reinen Kalkputz oder einen hohen Kalkanteil hin.
- Verschmutzungen prüfen: Wasserflecken, Nikotinränder oder Ruß können auf tiefere Probleme hindeuten. Hier entweder Putz abnehmen oder mit Isoliergrund arbeiten oder traditionell mit einem selbst hergestellten Isolieranstrich aus Kalk und Kuhdung (Rezept gerne auf Anfrage).
- Risse kontrollieren: Verlauf und Art geben Hinweise auf statische oder materialbedingte Ursachen.
- Salzausblühungen: Weißer, kristalliner Belag deutet auf Feuchte- und Salzprobleme im Mauerwerk hin.
- Geruchsprobe: Modriger Geruch ist ein Warnsignal für Feuchtigkeits- oder Schimmelprobleme.
Es ist gar nicht so schwer
Eine gründliche Untergrundprüfung ist keine Hexerei. Mit einem kritischen Blick, etwas Erfahrung und wenigen Hilfsmitteln lassen sich die entscheidenden Eigenschaften schnell feststellen. Nur auf einem stabilen, sauberen und für die geplante Beschichtung geeigneten Untergrund erzielen Sie ein dauerhaft überzeugendes Ergebnis.
Und das ist erst der Anfang
Wenn Interesse besteht, habe ich noch zwei weitere Themen, die spannend sein könnten:
Welcher Sand ist der richtige und wie viel Kalk braucht welcher Sand?
Wie lässt sich feststellen, wie viel Kalk ein Bestandsputz enthält?
Nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion und schreiben Sie mir, welches Thema für Sie interessant wäre und warum.
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