Zement im Kalkputz reduziert oder eliminiert die Vorteile von Kalkputzen. Das ist nichts Neues. Neu ist, und das freut mich sehr, dass der Verbraucher auf solche „Kleinigkeiten“ immer mehr achtet.
Aus diesem Grund liefere ich heute ein paar Informationen, wie geprüft werden kann, ob als zementfrei beworbene Kalkprodukte nicht doch Zement enthalten.
Bevor wir in die Tiefe gehen, möchte ich aber erst noch eine kleine Geschichte erzählen, die gut zum Thema passt:
Mein Vater war in seinem ersten Leben Metzger. Daher nehme ich immer wieder mal Beispiele aus der Fleischtheke, um Unglaubliches etwas besser verständlich zu machen.
Stell dir vor du liebst Fleischwurst, verträgst sie aber nur, wenn kein Wasser enthalten ist. Schon eine geringe Menge Wasser in der Wurst löst bei dir Übelkeit aus.
Wenn dein Metzger jetzt behauptet: In meine Fleischwurst kommt kein Wasser! Ich verwende nur Eiswürfel bei der Herstellung!
Würdest du die Fleischwurst dann kaufen und essen?
Beim Zement im Kalkputz läuft das ganz ähnlich. Da wird der Zement einfach nur unter einem anderen Namen versteckt und mit zementfrei geworben.
Deshalb schauen wir uns Zement und vor allem die Herstellung einmal etwas genauer an. Weil, nur wenn die Begriffe bekannt sind unter denen Zement versteckt werden kann, wirst du später beurteilen können, was wirklich in deinem Kalkputz enthalten ist. Zumindest wenn es um das Thema Zement geht.
Zementherstellung
Zement wird aus Kalkstein, Ton und Mergel hergestellt. Dieses Material wird gebrochen wodurch Rohschotter entsteht.
Diesem Rohschotter wird, je nach Zementsorte, Quarsand und Eisenerz beigemischt und dann gemahlen.
Nach dem Mahlen wird diese Mischung bei 1450 °C gebrannt. Dadurch entsteht ein neuer Rohstoff: der Zementklinker.
Auch der Zementklinker wird gemahlen und dabei, wieder abhängig von der Zementsorte, zuvor z.B. mit Hüttensand, Gips usw. vermischt.
Die Eigenschaften vom Zement, das hydraulische Abbinden, die abdichtende Wirkung, hat der Zementklinker aber schon vor dem Mahlen und der Beimischung von Hüttensand oder Gips.
Daher macht es keinen Unterschied ob Zementklinker fertig gemahlen zu Zement oder in dieser Vorstufe dem Kalkputz beigemischt wird. Der Zementklinker reduziert die positiven Eigenschaften von einem Kalkputz genauso wie Zement.
Verbrauchertäuschung
Daher halte ich es für höchst fragwürdig, Kalkputze als zementfrei zu bewerben, obwohl Zementklinker beigemischt wird. Das ist wie mit den Eiswürfeln in der Fleischwurst. Der Verbraucher erhält meiner Meinung nach nicht das wofür er bezahlt.
Als Beispiel möchte ich den CALCEA® „Kalk-Dämmputz innen“ von Otterbein vorstellen. Wenn du dir den Dämmputz auf der Website von Otterbein ansiehst, findest du unter dem Reiter „Beschreibung“ folgenden Textauszug:
Es geht um den Text zur Überschrift „Was macht CALCEA® und CAREMA® so besonders?“,
dort ist im zweiten Absatz zu lesen:
„Die CALCEA®– und CAREMA®-Produkte sind frei von Zement sowie frei von synthetischen und organischen Bindemitteln.“
Hört sich für Kalkliebhaber super an und beeinflusst sicher auch die Kaufentscheidung. Zumindest bis ein Blick ins Sicherheitsdatenblatt geworfen wird. (Mehr zum Thema Sicherheitsdatenblatt gibt es hier.)
Im „CALCEA ® Kalk-Dämmputz innen“ Sicherheitsdatenblatt vom 16.12.2019, Version 3.1.1 (ein Neueres gibt es aktuell nicht) wird es im Abschnitt 3 sehr interessant.
Inhaltsstoffe CALCEA ® Kalk-Dämmputz innen
Dort wird unter Punkt 3.2 die Zusammensetzung des Kalk-Dämmputz‘ aufgeschlüsselt und folgende Inhaltsstoffe werden benannt:
„Gemisch aus Natürlich Hydraulischem Kalk, Zement, mineralischem Leichtzuschlag und Zusätzen.“
In der Tabelle zu den einzelnen Inhaltsstoffen wird folgendes aufgeführt:
- Kalk hydraulisch: 20-30%
- Portlandzementklinker: 10-20%
- Calciumdihydroxid: 2-7%
- Mineralischer Leichtzuschlag: 35-45%
- Metakaolin: 5-10%
Zementfrei geht anders!
Dass es sich beim Zementklinker um Zement handelt ist dir sicher schon klar. Da wird aber noch deutlich mehr Zement versteckt. Deshalb schauen wir uns die einzelnen Inhaltsstoffe noch ein wenig genauer an.
Kalk hydraulisch: Hydraulischer Kalk ist laut DIN EN 459-1 ein Bindemittel, das aus Kalk und Zement hergestellt wird. Es kann auch noch Hochofenschlacke beigemischt werden.
Portlandzementklinker: Dabei handelt es sich um Zement, der nach dem ersten Brennvorgang noch nicht gemahlen wurde.
Calciumdihydroxid: Das ist jetzt tatsächlich Kalk!
Mineralischer Leichtzuschlag: Bei diesem Dämmputz wird Blähton als Dämmzuschlag beigemischt.
Metakaolin: Dabei handelt es sich um ein künstliches Puzzolan, das in Verbindung mit Wasser und Kalk abbindet. Ein natürliches Puzzolan wäre z.B. Trass.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, enthält dieser als zementfrei beworbene Kalk-Dämmputz gerade mal 2-7% reinen Kalk. Bei einem Bindemittelanteil (ohne Metakaolin) von 32-57% liegt der Kalkanteil nicht wirklich hoch, oder?
Klar kann beim hydraulischen Kalk nicht genau gesagt werden wieviel Zement darin enthalten ist. Ich werte diesen aber dennoch als Zement, weil die Eigenschaften nicht einem reinen Kalk entsprechen.
Zudem enthält der Dämmputz noch weitere Zusätze, die aber nicht benannt werden. Ob es sich dabei nur um Cellulose oder irgendwelche Kunststoffe handelt kann daher nicht gesagt werden.
Fazit
Mein Fazit lautet: Wer ganze Produktlinien pauschal bewirbt, sollte im Vorfeld ganz genau prüfen, ob die Werbeversprechen auch tatsächlich auf alle Produkte dieser Linie zutreffen.
Bei den CALCEA® -Produkten von Otterbein sind nicht alle zementfrei. Tatsächlich habe ich kein einziges gefunden, welches als zementfrei beworben werden sollte. Alle CALCEA® – Produkte enthalten laut den zugehörigen Sicherheitsdatenblättern hydraulischen Kalk und somit auch Zement.
Ob hier mit falschen Versprechungen geworben wird oder ob der, für die Sicherheitsdatenblätter zuständige Mitarbeiter den Unterschied von NHL (natürlich hydraulischer Kalk) und HL (hydraulischer Kalk) nicht kennt, kann ich natürlich nicht sagen.
Das müssen die Damen und Herren von Otterbein klären.
Soviel zum Thema „Zementfreier Kalk-Dämmputz oder Verbrauchertäuschung?“
Letztendlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, ob solch ein Vorgehen von Seiten eines Herstellers akzeptiert wird. Vertrauensfördernd sind solche Falschaussagen sicher nicht.
Mehr über „Baustoffe und deren Nebenwirkungen“ gibt es in meinem kostenlosen Onlinevortrag.
Über eine Rückmeldung zu diesem Beitrag freue ich mich. Schreiben Sie mir, wie Sie über versteckte Zusätze im Kalkputz denken und ob meine Beiträge zu kritisch an solche Themen herangehen.
Guten Abend Herr Engist,
ein sehr schöner und interessanter Artikel – toll, dass Sie sich so sehr für das Urmaterial Kalk(stein) einsetzen.
Während unserer Haussanierung habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema „Putz“ und „Kalk“ befasst.
Ein tolles Video zu dem Thema aus der Reihe „Der letzte seines Standes“ – „Der Kalkbrenner vom Kochelsee“: https://www.youtube.com/watch?v=zDMWnpaqdz0
Mein Vater hat mit seinen Freunden in den 1960er und 1970er Jahren etliche Wände in Rohbauten verputzt. Den Putz haben sie selbst gemischt, aus Kalk und Maurersand. Mein Vater sagt, sie haben „Löschkalk“ verwendet, dabei bin ich mir unsicher, ob damals gelöschter (Weißkalkhydrat) oder ungelöschter Kalk (Branntkalk) verwendet wurde – den Putz haben Sie in einer Zinkwanne einen Tag vorher angesetzt. Branntkalk gibt es in Österreichen frei zu kaufen, in Deutschland habe ich etwas recherchiert, als Endverbraucher ist es quasi nicht möglich, an ungelöschten Kalk zu gelangen. Nun kaufe ich mir Weißkalkhydrat und sumpfe diesen in einer großen Kunststofftonne mit Wasser ein.
Heutzutage verwenden 9 von 10 Malern/Maurern/Putzern nur noch Putze auf Gips oder Zementbasis – es muss schnell gehen und gut aussehen – Raumklima und Schimmelbildung sind egal – schade.
Auch wir haben unsere Wände mit selbst hergestellten Kalkputzen verputzt und sind sehr zufrieden – jedoch, die Druckfestigkeit und das Verhalten beim Bohren ist bei Kalkputzen nicht so, wie man es sich wünschen würde, teilweise bröseln die Löcher aus und der Putz ist „weich“ – obwohl die Wand zuvor langsam befeuchtet / getrocknet – also carobantisiert – ist. Mein Vater sagt, sie haben oft in den 60ern/70ern eine kleine Kellenspitze Zement hinzugegeben, damit die Putze schneller abbinden und eine bessere Druckfestigkeit haben, so konnten die Wände schneller geglättet und gescheuert werden – noch am selben Tag. Ohne Zement musste ich 12-24 Stunden warten, bis ich scheuern konnte.
Wie stehen Sie dazu? Führt man mit so einer kleinen Menge Zement alles ad absurdum oder sind die guten Eigenschaften von Kalkputzen bei einer geringen Menge Zement (vielleich 5%) noch – überwiegend – gewahrt?
Viele Grüße und weiter so
Matthias aus Lübeck
Hallo Herr Matthias R.,
vielen Dank für das teilhaben lassen an Ihren Erfahrungen mit Kalkputzen. Neben einem super Raumklima geht es genau um solche Geschichten. Kalkputz ist kein anonymer Baustoff den man sich an die Wand schmiert. Ganz oft sind schöne Geschichten damit verbunden, über die ich mich sehr freue, wenn ich sie erfahren darf.
Ihre Einschätzung, 9 von 10 Verarbeiter arbeiten nur noch mit Gips und Zement, halte ich für sehr optimistisch. Meiner Erfahrung nach liegt das Verhältnis eher bei 1 zu 25, wenn es um Kalkputz ohne Zement geht.
Zu Ihrer Frage:
Ich bin kein Zementgegner. Wer mit zementhaltigen Produkten arbeiten möchte soll das machen. Die Herstelle müssen das aber klar kommunizieren. Wenn einem Kalkputz Zement beigemischt wird sollte der auch als Kalk-Zementputz verkauft werden. Solche Putze mit den Vorteilen von Kalkputzen zu bewerben halte ich für Verbrauchertäuschend. Und da spielt die Menge vom Zement fast keine Rolle.
Die schnelle Wasseraufnahme reduziert sich schon bei der Zugabe von 5% Zement erheblich. Haben wir im letzten Jahr getestet und bei YouTube hochgeladen https://www.youtube.com/c/NatürlichKalk
Zudem, und das halte ich für noch schlimmer, verändert sich auch die Wasserabgabe erheblich, weshalb Zement im Kalkputz auch das Raumklima negativ beeinflusst. Auch die höhere Härte ist nicht immer von Vorteil. Ein etwas weicherer Putz ist deutlich flexibler, was Rissbildung verhindern kann.
(Wenn es nur darum geht die Druckstabilität zu erhöhen würde ich eher mit einem gröberen Sand arbeiten.)
Grundsätzlich kommt es aber immer darauf an, welche Aufgaben der Putz am Ende erfüllen soll. Daher muss immer der Einsatzzweck und die Folgen der Zementzugabe gegenübergestellt werden, um eine Entscheidung treffen zu können. In manchen Fällen ist ein wenig Zement daher sicher eine gute Wahl.
Ich wünsche Ihnen noch viele schöne Erlebnisse mit Kalkputzen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
sehr interessanter Artikel, der mich stark an die Praxis der Lebensmittelindustrie erinnert, wo mit „zuckerfrei“ und „30 % weniger Zucker“ usw. die Verbraucher genauso getäuscht werden – und die Politik schaut zu.
Ich möchte bei mir in einem Raum das Raumklima mit einem Kalkputz verbessern und habe dafür ein Angebot erhalten. Über die angebotenen Produkte habe ich mich informiert und bin glücklicherweise auch auf Ihrer Seite gelandet. So konnte ich schnell feststellen, dass diese Produkte wenig mit Kalk und gesundem Raumklima zu tun haben.
Ich habe dem Maler daraufhin Produkte der Fa. Hessler vorgeschlagen. Jetzt bietet er mir (lieferantenbedingt?) Produkte der Fa. Keim an (Athenit-Fino, Athenit-Fondo, Athenit-Lucente, Ecosil-Me, Optil-grob, Romanit-KSP, Tisenza). Außer, dass es sich bei den Farben nicht um reine Silikatfarben, sondern um Dispersionssilikatfarben handelt, konnte ich nichts Negatives feststellen. Sind Ihnen diese Produkte bekannt und könnten Sie diese auch weiterempfehlen?
Beste Grüße
Michael A.
Hallo Herr Michael A.,
wenn es darum geht das Raumklima zu verbessern sind die vorgeschlagenen Keim Produkte meiner Meinung nach nicht geeignet. Zum einen wegen der enthaltenen Inhaltstoffe und auch wegen dem geplanten Beschichtungsaufbau.
Um das Raumklima zu verbessern werden Schichtdicken von min. 5 mm benötigt. Weil erst ab dieser Schichtdicke genügend Feuchtigkeit aufgenommen und bei Bedarf wieder abgegeben werden kann.
• Mit dem Keim Romanit-KSP ist diese Schichtdicke nicht möglich. Und selbst wenn spricht der darin enthaltene Zement gegen eine positive Veränderung.
• Keim ist im Bereich der Silikatfarben sicher einer der guten Farbenhersteller. Wenn es um Kalk geht haben die aber nichts im Programm was empfohlen werden kann.
• Die Keim Kalkfarben Athenit-Fondo und Athenit-Lucente enthalten gerade mal 10 – 20 % Kalk.
• Die Athenit-Fino Kalkfarbe sogar nur 2,5 – 10%.
Da stellt sich mir die Frage, was wird sonst noch beigemischt. Eine „echte“ Kalkfarbe besteht zu ca. 80 – 90 % aus Kalk.
Die Keim Dispersions-Silikatfarben Ecosil-Me und Optil-grob enthalten wie schon von Ihnen angemerkt Kunststoffe und wie üblich auch Titandioxid. Wegen der fehlenden Volldeklaration kann ich über die Qualität der Farben aber nicht mehr sagen. Grundsätzlich halte ich eine Dispersions-Silikatfarbe aber für wenig geeignet aus einem Kalkputz im Innenbereich. Weil solch eine Farbe die Oberfläche abdichtet. Je nach Produkt verschlechtert sich die Diffusionsfähigkeit um 10 – 40%.
• Beim Keim Romanit-KSP handelt es sich um einen Kalk-Spachtelputz mit Zement.
• Die Keim Tisenza ist meiner Meinung nach das beste Produkt in Ihrer Auflistung. Aber auch diese Dispersionssilikatfarbe würde ich im Innenbereich nicht verarbeiten.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
vielen Dank für Ihre schnelle und sehr ausführliche Antwort.
Ich versuche gerade, das System zu durchschauen. Liegt es am Vertrieb (an den Lieferanten), dass mir Handwerker trotz konkreter Anfrage (ich habe Hessler-Produkte vorgeschlagen) nur Alternativprodukte anbieten? Oder sind die Alternativen einfacher und schneller zu verarbeiten oder haben höhere Margen? Oder gibt es andere Gründe, warum Handwerker hier ausweichen?
Wir wollen einen Raum in einem REH, Bj. 2000 sanieren. Der Raum befindet sich im EG, nicht unterkellert. Daher ist es dort eher kühl und im Sommer ist die Luftfeuchtigkeit leicht erhöht. An den Wänden ist aktuell noch Gipsputz mit Tapete, die Decke ist aus Beton auch mit Tapete. Der Gipsputz soll nicht entfernt werden (zu aufwändig), aber das Raumklima soll verbessert werden.
Den Beschichtungsaufbau habe ich mir so vorgestellt:
Betondecke: Entweder Biogrund HP 9500 + Kalk-Streichputz HP 9200 oder Biogrund HP 9500 + Kalk-Haftputz HP 14 + Naturkalk-Edelputz HP 90 + ggf. Sumpfkalkfarbe HP 9100.
Innenwände: Biogrund HP 9500 + Kalk-Haftputz HP 14 in 5 mm Schichtdicke (Gewebeeinlage notwendig???) + Naturkalk-Edelputz HP 90 als Oberputz + ggf. Sumpfkalkfarbe HP 9100.
Außenwände: An die beiden Außenwände wollte ich Klimaplatten (Erfurter Klimatec, 1 cm) anbringen und darauf einen Kalkputz. Wie ich gelesen habe, sind Sie kein Fan von Plattendämmstoffen. Könnte ich statt den Klimaplatten auch einen Kalk-Dämmputz auf den Gipsputz auftragen oder müsste ich den Gipsputz zuerst entfernen? Oder wäre ein Aufbau mit Klimaplatten (+ Biogrund + Kalk-Haftputz + Naturkalk-Edelputz) nicht auch sinnvoll? Könnte man in diesem Fall, da die Platten bereits eine regulierende Wirkung haben, dann auch auf eine Schichtdicke von 5 mm verzichten und nur Biogrund mit Streichputz auftragen?
Viele Grüße
Michael A.
Hallo Herr Michael A.,
die Produkte von Hessler lassen sich genau wie andere Kalkputze oder auch Kalk-Zementputze verarbeiten. Dennoch ist ein wenig Fachwissen notwendig. Ich muss Untergründe prüfen und beurteilen können damit der richtige Beschichtungsaufbau gewählt werden kann. Zudem muss ich dem Kalkputz bieten was er fordert, damit das Ergebnis passt. Das bedeutet ich muss ihn mit genügend Wasser versorgen und im die Zeit geben die er brauch um Abzubinden.
All das habe ich bei Industriekalkputzen nicht. Die können ohne Hirn verarbeitet werden. Bei einem echten Kalkputz brauchen Sie einen Fachmann. Bei Industriekalkputzen genügt es wenn der Verarbeiter in der Lage ist Säcke aufzumachen.
Zu Ihrem Beschichtungsaufbau:
Ich würde Biogrund + HP 14 + HP 90 einsetzen. Weil Sie so auf eine Gesamtschichtdicke von 5 – 6 mm kommen. Kalkputze sind super aber eine Veränderung vom Raumklima gelingt erst ab Schichtdicken von 5 mm. Weil erst dann genügend Feuchtigkeit aufgenommen und gespeichert werden kann.
Ob eine Gewebeeinlage notwendig ist hängt vom Untergrund ab. Wenn dieser bisher rissfrei geblieben ist brauchen Sie kein Gewebe.
Bei der Decke können Sie auch mit Biogrund + Kalk-Streichputz arbeiten. Die Wandfläche sollte als Feuchtepuffer ausreichen. Nur wenn oft erhöhte Luftfeuchtigkeit gemessen wird sollten Sie auch auf die Decke 5 – 6 mm Kalkputz aufbringen.
Egal ob Dämmputz oder Dämmplatte, Gips als Untergrund ist für beide Systeme nicht sinnvoll. Ich könnte aber auch schreiben, wenn die Dämmplatte auf dem Gipsputz funktioniert, funktioniert auch der Dämmputz.
Solange das Mauerwerk trocken bleibt wird der Gips keine Probleme machen. Die kommen erst, wenn mal Feuchtigkeit eindringt, egal ob Dämmputz oder Dämmplatte.
Laut dem Datenblatt von Erfurt kann jeder mineralische Putz auf die Dämmplatte aufgebracht werden. Ich würde zu Ihrem Beschichtungsvorschlag noch HP 14 + Gewebeeinlage empfehlen. Mir wäre das Risiko der Rissbildung im Fugenbereich zu hoch.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
ich beschäftige mich wegen der Sanierung einer Villa (aus den 80er aber schon Denkmalgeschützt) am Mittelmeer mit Kalkputzen für innen und außen und habe gerade die spannenden und innovativen Produkte von Graphenstone aus Sevilla entdeckt. Haben Sie mit diesen Produkten Erfahrung?
in der Vergangenheit wurde in Spanien dem Kalkputze oft einfach irgendein Sand beigemischt. In diesem Fall vielleicht sogar vom Strand direkt 😉Es bröckelt und blüht außen an vielen Stellen. Luftfeuchtigkeit in der nacht häufig über 80% und am Tag ganz gering. Haben Sie eine Empfehlung für uns?
Hallo Frau Gabriele P.,
die Produkte von Graphenstone kenne ich nicht. Mein Schwerpunkt liegt bei den Kalkputzen deutscher Hersteller. Leider finde ich bei denen auf der Website auch keine deutschen Datenblätter, um die Zusammensetzung zu prüfen.
Warum Ihr Altputz bröckelt und ausblüht kann ich Ihnen aus der Ferne nicht beantworten. Die Hauptursache ist sicher nicht die 80% Luftfeuchtigkeit, weil ich viele Gebäude am Meer kenne, bei denen Kalkputz sehr gut funktioniert.
Am besten Sie sprechen mit einem kompetenten Verarbeiter vor Ort.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Ich habe nun schon einiges gelesen und bin ein wenig frustriert. Unser gesamtes ehemaliges Pfarrhaus wurde mit Knauf Rotkalk verputzt. Ich dachte die ganze Zeit wir haben da etwas gutes… jetzt weis ich es besser…
Einen kleinen Hoffnungsschimmer habe ich noch, die letzte Schicht (feinputz) oder wie auch immer die genau heißt, fehlt bei uns noch.
Ist es möglich und vor allem auch sinnvoll die letzte Schicht mit dem von ihnen empfohlene Hessler Kalkputz anstatt des Knauf Rotkalkes zu ersetzen?
Vielen Danke für ihre Einschätzung.
Hallo Frau Lisa S.,
bei den Produkten handelt es sich, anders als beim Rotkalk, um „echte“ Kalkputze ohne Zement und ohne chemische Zusätze. Dennoch möchte ich Ihnen nicht empfehlen den Hesser Oberputz auf den Hessler Grundputz aufzutragen.
Es würde funktionieren und Sie hätten das bessere Produkt aber der Nutzen wäre nur minimal. Der Oberputz hat eine Schichtdicke von ca. einem Millimeter. Das ist zu dünn um einen spürbaren Mehrwert zu bieten.
Deshalb würde ich nicht das Risiko eingehen und in einem „Gewerbeobjekt“ den Hersteller zu wechseln. Nehmen Sie den Rotkalk-Oberputz und bleiben Sie im System. Dann haben Sie, wenn es irgendwann mal zu Problemen kommt den Hersteller als Ansprechpartner.
Viel wichtiger wäre mir: Verwenden Sie auf keinen Fall die Knauf Rotkalkfarbe!!! Damit dichten Sie den Putz noch mehr ab. Nehmen Sie lieber eine gute Sumpfkalkfarbe. Das bringt einen größeren Nutzen als den Hersteller beim Oberputz zu wechseln.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Ganz herzlichen Dank für ihre schnelle und ausführliche Rückmeldung und ihre Mühe mit den ganzen Informationen hier.
Dann werden wir bei der Farbe auf jeden Fall nach der Sumpfkalkfarbe schauen. Können sie da auch die Farben von Hessler empfehlen, oder haben sie noch weitere Hersteller?
Ich hatte auch schon überlegt ob es möglich wäre den Putz ganz ohne Farbanstrich zu lassen? Müsste dazu aber auch erstmal das Ergebnis des Oberputzes sehen.
Beste Grüße
Lisa
Hallo Frau Lisa S.,
wir verarbeiten die Sumpfkalkfarbe von Hessler und sind sehr zufrieden damit.
Natürlich können Sie den Oberputz auch ohne Anstrich lassen. Gefilzte Oberflächen sollten Sie aber mit einem sauberen Besen abkehren damit das lose Korn nicht die nächsten Monate nervt.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Wir bauen ein Haus aus Hanfsteinen, also Mauersteinen bestehend aus Hanfschäben gemischt mit Kalk und zu Steinen gepresst.
Jetzt geht es um den Innen- und Aussenputz. Unser Hanfingenieur für außen Putze Hessler P9L
Unser Putzer empfiehlt Weber Putze (Weber pluscalc) mehrschichtig aufgetragen.
Ich habe bei Hessler angerufen, und die empfehlen für die Fassade:
– Unterputz: HP9L
– Gewebe-Armierung: HP14
– Oberputz HP90
Alle Putze hätten einen Diffusionswert von My <7
Hessler empfiehlt allerdings, den Putz mit einer Silikatfarbe von Beeck vor eindringender Nässe zu schützen
Der Weberputz pluscalc hat auch einen Diffusionswert von <10. Wäre das eine Option für Innen? Zusätzlich käme Sumpfkalkfarbe auf den Innenputz.
Was ist Ihre Einschätzung?
Hallo Herr H. B.,
ich bin mir nicht sicher ob ich Ihre Nachricht richtig verstehe. Auf die Hanfsteine soll im Außenbereich Hessler Naturkalkputz oder als Alternative Weber Pluscalc? Oder ist der Pluscalc nur für den Innenbereich gedacht?
Wenn es eine Alternative für den Hessler sein soll empfehle ich, brechen Sie den Kontakt zu Ihrem Putzer ab. Der Pluscalk ist ein Innenputz. Meiner Meinung nach ist es noch nicht mal ein Innenputz, sondern Sondermüll und die Produktbezeichnung „Pluscalc“ täuscht den Verbraucher.
Der Weber Pluscalc ist ein Gipsputz mit Zement und einer geringen Menge Kalk. Wenn Sie den verwenden, haben Sie das Geld für die Hanfsteine umsonst ausgegeben.
Ich empfehle Ihnen, auch im Innenbereich den Beschichtungsaufbau von Hessler. Nur im Innenbereich würde ich den HP 90 direkt im Wunschfarbton aufbringen oder mit einer Sumpfkalkfarbe streichen.
Der Anstrich mit Silikatfarbe ist nur im Außenbereich sinnvoll. Weil die Farbe den Putz besser vor Nässe schützt und deutlich länger hält, als eine Sumpfkalkfarbe.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Das war ja eine blitzschnelle Antwort, die Sie uns so früh am Morgen gegeben haben.
Vielen herzlichen Dank .
Wir werden es dann so mit dem Hesslerputz machen.
Liebe Grüße
H. B.
Hallo Herr H. B.,
Sie werden begeistert sein von den Produkten und der positiven Veränderung vom Raumklima. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Projekt.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo,
ist Weißkalkhydrat nach DIN EN 459-1 Zement frei?
Danke.
Hallo Herr Robert C.,
beim Weißkalk (CL) handelt es sich nach EN 459-1 um Luftkalk, also das reine Bindemittel für Ihren Kalkputz. Dieses enthält keinen Zement.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist