Was „Mein Haus“ über Kalkputz falsch verstanden hat
Heute berichte ich über einen Artikel zum Thema Kalkmörtel, der mit Abstand der schlechteste ist, den ich je gelesen habe, und das waren nicht wenige.
Wer sich wie ich für ein Thema begeistert, schaut immer wieder nach, ob es etwas Neues zu entdecken gibt. Gestern stieß ich bei meinen Recherchen auf einen Artikel auf der Website „Das Haus“ mit der Überschrift: „Alles über Kalkmörtel: Eigenschaften, Herstellung und Anwendung“ von Sabrina Deckert, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Dame den Artikel selbst geschrieben hat. So schlecht kann man eigentlich nicht recherchieren, weshalb ich davon ausgehe, dass der Artikel von Chat GPT oder einer anderen KI generiert wurde.
Grundsätzlich finde ich solche Artikel nicht erwähnenswert. Aber wenn der Leser völlig falsch informiert wird, muss ich reagieren. Deshalb habe ich die Textpassagen mit den gravierendsten Fehlern kopiert, um die Aussagen zu korrigieren.
Zusammensetzung und Eigenschaften von Kalkmörtel
Die möglichen Mörtelgruppen für die Einteilung von Kalkmörtel sind Luftkalkmörtel (MG eins) und Wasserkalkmörtel (MG zwei). Letzterer besteht aus Kalkmörtel mit sogenannten hydraulischen Anteilen, also Puzzolanen, und härten aus, wenn er mit Wasser und Luft in Berührung kommt. Luftkalkmörtel hingegen trocknet ausschließlich an der Luft beziehungsweise wird karbonisiert, und zwar von außen nach innen.
In dem Artikel geht es um die Gestaltung von Oberflächen, vom Neubau bis zur Denkmalpflege. Daher spielt die Mörtelgruppe nach DIN 1053 für Normalmauermörtel keine Rolle. Bei den Mörtelgruppen M I und M II geht es um die Fugendruckfestigkeit und nicht um die Mörtelart. In M I gehören alle Kalkmörtel mit einer Druckfestigkeit kleiner 2,5 N/mm². Mauermörtel der Klasse M II müssen eine Druckfestigkeit von 2,5 N/mm² bis kleiner 5,0 N/mm² erreichen. Somit werden dieser MG Kalkzement und hydraulische Mörtel zugeordnet.
Eine wichtige Eigenschaft des Kalkmörtels ist seine Materialstärke. Nur wenige Millimeter Mörtelmasse reichen aus, um eine harte Oberfläche zu erzeugen.
Bei Kalkputzen oder -Mörtel müssen Mindestschichtdicken eingehalten werden, in Abhängigkeit vom Untergrund, Einsatzzweck und Material.
Unterschiedliche Arten von Kalkmörtel sowie ihre Herstellung
Bei der Definition beziehungsweise bei der Herstellung des Kalkmörtels, gibt es zwei Normen zu beachten: DIN 1053 (Mauerwerk) sowie die DIN 18550 (Putz und Putzsysteme).
Bei den beiden DIN-Normen handelt es sich um völlig unterschiedliche Materialien. Die DIN 1053 ist für Mauermörtel zuständig, die DIN 18550 für Putze. Weil es hier um Kalk geht sollte auch die DIN EN 459-1 erwähnt werden. Darin werden die verschiedenen Kalkarten beschrieben und geregelt.
Kalkmörtel muss unbedingt für jeden Untergrund separat hergestellt und auf einem Teststück dieses Untergrunds ausprobiert werden. Ob Sie sich dabei auf eine Fertigmischung mit gegebenenfalls bereits enthaltenen Bindemitteln verlassen oder den Mörtel selbst anrühren, hängt natürlich von ihrer Erfahrung mit dem Baustoff ab und ob Sie in der Lage sind, für das von Ihnen benötigte Produkt das korrekte Mischverhältnis zwischen Kalk, Sand, eventuellen Zusätzen oder Bindemitteln zu berechnen.
Der erwähnte Kalk ist das Bindemittel.
Die gesamte Masse Kalkmörtel sollten Sie erst kurz vor der Verwendung anrühren.
Zementfreie Kalkputze sind relativ lange Lagerfähig, wenn keine Luft an den Putz kommt. In einem Eimer oder Fass, mit luftdichtem Deckel, kann zementfreier Kalkputz viele Wochen gelagert werden.
Kalkzementmörtel
Kalkzementmörtel entsteht, wenn ein Raumteil Zement und zwei Raumteile Kalk vermischt werden.
Neben Zement und Kalk ist auch noch Sand erforderlich, um einen Kalkzement-Mauermörtel oder einen Kalkzement-Putz herzustellen. Zudem stimmt die Pauschalisierung der Zusammensetzung nicht. Der Zementanteil liegt oft höher als der Kalkanteil.
Mauermörtel
Ein Teil, beziehungsweise ein Raumteil Baukalk und drei Raumteile Sand ergeben zusammen den Mauermörtel, der zur MG II A zählt.
Beim Baukalk handelt es sich um eine Gruppe von Kalkprodukten die ausschließlich aus zwei Familien besteht: Luftkalk und Kalk mit hydraulischen Eigenschaften. Daher kann ein Mauermörtel, der Baukalk als Bindemittel verwendet, nicht pauschal der MG II zugeordnet werden.
Putzmörtel
Diese Mörtelart beinhaltet häufig Kunstharz sowie hydraulische Bestandteile, um das Gemisch aus Putzmörtel benutzen zu können. Dadurch ist er ein Bestandteil der Mörtelgruppe II B.
Putzmörtel ist ein Überbegriff für die verschiedenen Putzarten. Darunter fallen Kalkputze, Gipsputze, Kalk-Gipsputze, Zementputze, Kalk-Zementputze, Kunstharzputze, Silikatputze und viele mehr. Daher hat der Begriff Putzmörtel keine Aussagekraft in Bezug auf die Inhaltsstoffe, auch nicht auf evtl. beigemischte Kunstharze.
Kalkputz
Kalkputz wird durch die Mischung von Kalkmörtel und Gips hergestellt. Gips stabilisiert den Kalkmörtel etwas und verhindert, dass der Mörtel mit einem geringen Sandanteil, schwindet.
Diese Aussage ist noch ein Grund warum ich an einen KI-Artikel glaube. Selbst wer sich nur flüchtig mit dem Thema Kalkputzen beschäftigt weiß, Gips gehört nicht in einen Kalkputz.
Anwendung von Kalkmörtel
Kalkmörtel ist ein beliebter Innenputz, weil er feuchtigkeitsregulierend wirkt. Noch haltbarer wird der Kalkputz mit der Sinterschicht, also einer Beschichtung aus Kalkstein, die dünn auf das getrocknete Material aufgetragen wird.
Eine Sinterschicht oder Sinterhaut entsteht bei der Bearbeitung von Kalkputzen. Diese Schicht muss entfernt werden, bevor weitere Putzlagen oder ein Anstrich aufgebracht wird. Die Sinterschicht verschlechtert die Feuchteaufnahme und die Haftung nachfolgender Beschichtungen.
Die traditionelle Anwendungsmöglichkeit, die bereits seit mehr als 2.000 Jahren besteht, ist die der dekorativen Gestaltung von Räumen. Da Kalkmörtel in jede Form gebracht werden kann und seine Oberfläche ästhetisch ansprechend ist, wird er häufig anstelle des etwas grobschlächtigen Zements eingesetzt.
Zement und Kalk unterscheiden sich bezüglich ihrer Eigenschaften wie Diffusionsfähigkeit, Druckfestigkeit, Elastizität usw. Die Oberflächengestaltung spielt dabei keine Rolle. Zement und Kalk sind die Bindemittel. Über das Erscheinungsbild entscheiden die Zuschläge wie Sand oder Steinmehl.
Zur Anwendung kommt der Kalkmörtel in nicht rein dekorativer Form, um
Waschtische, Wände in Badezimmern, Duschen oder ganzen Schwimmbädern damit zu gestalten und vor Feuchtigkeit zu schützen
Zementfreie Kalkputze sind hoch diffusionsoffen und nehmen Wasser auf, wie ein Schwamm. Daher ist ein Kalkputz nicht für Spritzwasserbereiche geeignet. Eine Ausnahme ist Tadelakt. Dabei handelt es sich um einen Kalkputz der verdichtet und mit Seife/Öl abgedichtet wird.
Die Vorteile des Kalkmörtels
Da Kalkmörtel alkalisch ist bietet er Pilzen beziehungsweise Pilzsporen keine Lebensgrundlage. Der Mörtel ist also von Haus aus resistent gegen Schimmel und reguliert die Feuchtigkeit im Raum. Ein weiterer Vorteil des Kalkmörtels ist seine Flexibilität.
Ein Kalkputz ist nicht resistent gegen Schimmel! Die hohe Alkalität (pH-Wert) verringert das Risiko von Schimmelwachstum aber es gibt durchaus Schimmelarten die sich bei einem pH-Wert von 12 bis 13 wohlfühlen und wachsen. Viel wichtiger ist, wie Kalkputz mit Feuchtigkeit umgeht. Anfallende Feuchtigkeit wird ins Innere transportiert. So bleibt die Oberfläche trocken und das verhindert tatsächlich die Bildung von Schimmel. Entscheidend ist aber die Schichtdicke, die Zusammensetzung vom Kalkputz und auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Fazit
Bereits die Definition der Begrifflichkeiten sorgt in dem Artikel für Verwirrung. Darüber hinaus glänzt der Beitrag mit Falschaussagen die mit ein wenig mehr Begeisterung zum Thema leicht hätten vermieden werden können.
Ich werde den Link zu meinem Beitrag an die Redaktion von „Mein Haus“ senden. Mal sehen ob der Artikel überarbeitet wird.
Teilen Sie mir Ihre Baustoff-Erfahrungen mit, stellt Sie Fragen und lassen Sie uns eine lebendige Gemeinschaft aufbauen, die sich für gesundes und nachhaltiges Wohnen einsetzt.
Für eine nachhaltige Zukunft
Gerold Engist
Hallo Herr Sven,
gegen den Gräfix 61 habe ich keine Einwände, was die Qualität betrifft. Halte nur den Preis für zu hoch und bei der Verarbeitung muss genau nach Herstellerangaben vorgegangen werden.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Vielen lieben Dank.
Wir werden den Gräfix 61 Kalkputz benutzen. Da haben sie in einem Beitrag bereits drüber berichtet. Er sei zwar gut, aber die Firma nicht ganz transparent mit Informationen und Angaben. Ich habe es aber so aufgefasst, dass er trotzdem zu empfehlen ist. Unser bevorzugter Baustoffhändler hat ihn auch im Angebot.
Beste Grüße
Sven
Hallo Herr Sven F.,
wie Sie schon selbst bemerkt haben, handelt es sich beim Weber 172 um einen Kalk-Zementputz. Der Zementanteil liegt deutlich höher als der Kalkanteil. Beim Weber 174 und 174 hydrocare ist es auch so. Alle Produkte enthalten deutlich mehr Zement als Kalk und werden dennoch als Kalkputze vermarktet.
Ich würde einen zementfreien Kalkputz verwenden, um evtl. anfallende Feuchtigkeit besser abführen zu können.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Vielen Dank.
Das wäre in der Tat ein toller Aufbau, der mir auch gefallen würde. Ihren empfohlenen Aufbau mit Lehm als Grund-/Ausgleichsputz möchte jedoch unser Verputzer nicht machen. Er bevorzugt dann einen Kalkputz. Einen 100% Kalkputz gibt es im Endeffekt nicht, oder? Wenn ich mir die Produktblätter zu den Kalk-Grundputzen anschaue, dann ist dort weiterhin ein Portland-Zenentanteil von 10-20% und teilweise wenig Kalk.
Könnte man dennoch einer dieser Produkte dieser Firma benutzen?
Zum Beispiel:
– Weber.cal 172
– Weber.cal 174
– Weber.cal 174 hydrocare
oder sollte man doch besser auf einen anderen Hersteller ausweichen? Am liebsten würden wir bei dem Hersteller verbleiben.
Beste Grüße
Sven
Hallo Herr Sven F.,
ich würde einen anderen Aufbau wählen. Den Untergrund mit Lehm vorspritzen und begradigen. In den noch frischen Lehmputz dann Schilfrohrmatten als Dämmung eindrücken, diese zur Sicherheit dübeln und dann mit Lehm weitermachen.
Wenn Sie lieber die Holzweichfaser verwenden möchten, sollten Sie die Unebenheiten mit einem Kalk-Grundputz ausgleichen. Der kann Feuchtigkeit, welche durch den Sandstein eindringen kann, besser abführen als ein Kalk-Zementputz. Zuvor einen Vorspritzmörtel auf die Steine aufbringen, damit der Kalkputz nicht abrutscht. Die Holzweichfaser können Sie dann mit Kalk-Haftputz oder Lehm auf den Kalkputz kleben. Sie sollten die Dämmplatten aber zur Sicherheit verdübeln.
Vom Weber dur 132 (einen 134 gibt es nicht bei Weber) möchte ich Ihnen abraten. Neben dem sehr geringen Kalkanteil von gerade mal 1 – 2% enthält dieser Putz EPS (Styropor) als Leichtzuschlag.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Ich habe mich heute auch mit dieser Thematik etwas beschäftigt. Ich finde sie sprechen die richtigen Punkte an.
Wir sanieren zurzeit unser historisches Bruchsteinhaus. Dazu habe ich den alten Gipsoberputz und den Zementunterputz der Außenwände bereits entfernt. Die Wände liegen zurzeit frei. Jetzt möchten wir es besser und vor allem richtig machen und mit Lehmputz arbeiten.
Da die Wände nicht unbedingt gerade sind und wir vor dem Lehmputz noch eine Innendämmung mit bis zu 4cm Holzweichfaser durchführen möchten, muss erstmal ein Ausgleichsputz her um darauf die Platten für die Innendämmung aus Holzfaser zu montieren. Unser Verputzer möchte dazu einen Kalkzement Leichputz 134 von Weber verwenden. Aufgrund ihres Artikels habe ich mir das Datenblatt dazu angesehen. Ehrlicherweise finde ich nicht wirklich die konkrete Zusammensetzung, aber es scheint zumindest wesentlich mehr Zement als Kalk darin vorhanden zu sein. Das ist seltsam, da man eigentlich erwarten würde, dass es andersherum ist. Ich habe mal gehört dass, das Verhältnis 1 Zement, 2 Kalk und 10 Sand wäre.
Mittlerweile überlege ich direkt zu Kalkputz zu greifen (also ihm vorzuschlagen) und auf den Zement komplett zu verzichten. Ob das besser ist, ist eine andere Frage.
Aber tendenziell spricht doch nichts dagegen auf eine Bruchsteinwand (Sandstein) von innen als Ausgleichsputz Kalkputz zu verwenden, darauf Holzweichfaser und darauf ein Lehmputz, oder?
Es ist manchmal nicht einfach „ökologisch und nachhaltig“ zu bauen. Es kommt mir so vor als stellen sich dort die meisten Handwerker quer.
Beste Grüße