Kalkspatzen-Putz ist eine sehr alte Zubereitungsart von Mörtel, die bereits von Vitruv beschrieben wurde. Dabei wird Branntkalk (CaO) nicht vorgelöscht, sondern in Stückform zusammen mit Sand in Schichten aufgeschichtet. Nach dem Begießen mit einer genau dosierten Wassermenge löscht sich der Kalk direkt im Sandhaufen unter starker Hitzeentwicklung (bis ca. 450 °C). Dabei zerfällt er zu Calciumhydroxid (Ca(OH)₂), während einzelne Calciumoxidreste erhalten bleiben können. Durch die Einschließung im Sand wird der frischgelöschte Kalk vor zu schnellem Abbinden geschützt. Die Festigkeit entsteht später überwiegend durch Carbonatisierung, wobei auch Calciumsilikathydratphasen eine Rolle spielen, die durch die hohen Löschtemperaturen an den Sand-Kalk-Grenzflächen gebildet werden.