Ist Kalkputz gleich Kalkputz und woran erkennt man „reinen“ Kalkputz? Solche Fragen erreichen mich täglich und obwohl ich schon einmal auf dieses Thema eingegangen bin, werde ich hier nochmals aufzeigen, worauf zu achten ist.

Um Produkte zu verkaufen, scheint jedes Mittel recht und bei manchen habe ich den Eindruck, dass diese bewusst falsch deklariert werden. Die Hürden um Kalk-Putzmörtel in Deutschland auf den Markt zu bringen sind nicht hoch. Grundsätzlich gilt: Jeder Hersteller kann, fast völlig frei von Vorgaben, seinem Putzmörtel  beimischen was er möchte. Wenn ein Putz mindestens 3% Kalk enthält, dann darf dieser auch als „Kalkputz“ verkauft werden. Hiermit zeige ich Ihnen, auf welche Kennzahlen und Indikatoren Sie achten müssen und wo Sie die entsprechenden Informationen finden um einen reinen Kalkputz von einem „Kalkputz“ zu unterscheiden.

Produktinformation vom Hersteller

Produktinformationen vom Hersteller sind natürlich so verfasst, dass der Kunde sich für diese Produkt entscheidet. Es ist wichtig, dieses Informationsblatt sehr aufmerksam zu lesen und sich nicht blenden zu lassen. Nur anhand der Produktinformation kann reiner Kalkputz NICHT erkannt werden. Achten Sie beim Lesen auf Sätze wie „auf Basis von hydraulischem Kalk / auf Kalkbasis / hydraulischer Kalk“.

Hellhörig sollten Sie auch werden wenn das Produkt auf scheinbar jedem Untergrund, wie z.B. Gipsplatten und Beton, direkt aufgebracht werden kann. Auch wenn Fliesen direkt auf den Putz aufgeklebt werden können, handelt es sich mit Sicherheit nicht um einen reinen Kalkputz. Beim Prüfen der Daten müssen Sie immer im Hinterkopf haben, dass der Hersteller dieses Produkt um jeden Preis verkaufen will. Er wird deshalb alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel nutzen um Ihnen das Produkt schmackhaft zu machen.

Technisches Datenblatt

Im technischen Datenblatt finden Sie meistens Informationen zur Putzmörtelgruppe, Druckfestigkeitsklasse und zum Wasserdampfdiffusionswiderstand.

Putzmörtelgruppe und Druckfestigkeitsklassen In der alten DIN V 18550 wird Putz nach ihrem Material in vier Gruppen eingeteilt. Diese Vernormung wurde durch die Normen DIN 18500-1 und DIN 18550-2 ersetzt. Da sich aber Literatur und Produktzulassungen nach wie vor auf die alte Norm beziehen, kann man bei den meisten Produkten noch nachlesen um welche Putzart es sich handelt.

Alte Putzmörtelgruppen nach DIN V 18550

P I:    Kalkputz
P II:   Kalk-Zementputz
P III:  Zementputz
P IV: Gipsputz

Außerdem waren die Druckfestigkeitsklassen in der alten DIN V 18550 klar definiert.

P I:      ≥ 1,0 N/mm²
P II:     ≥ 2,5 N/mm²
P III:    ≥ 10 N/mm²
P IV:   ≥ 2,0 N/mm²

Mit der neuen Normung DIN 18550-1 und DIN 18550-2 wurden auch die Druckfestigkeitsklassen geändert. Hier die Druckfestigkeitsklassen nach DIN 18550 – 1 und DIN 18550 – 2.

Kalkputz:                CS I / CS II
Kalk-Zementputz:   CS II / CS III
Zementputz:           CS III / CS IV
Gipsputz:                B1 – B7

Hierzu noch die Druckfestigkeit zu den einzelnen Klassen

CS I:     04 — 2,5 N/mm² CS II    1,5 – 5,0 N/mm²
CS III:   3,5 – 7,5 N/mm²
CS IV:   ≥ 6,0 N/mm²

Die neuen Druckfestigkeitsklassen wurden auf die Industrieputze abgestimmt. Jetzt können noch mehr Putze mit geringem Kalkanteil und Zusatzstoffen der Kalkputzklasse CS I zugeordnet werden.

Wasserdampfwiderstand

Abschließend sehen wir uns noch die Werte zum Wasserdampfdiffusionswiderstand auf dem technischen Merkblatt an. Wie wasserdampfdurchlässig Baustoffe sind, wird durch die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl beschrieben. Je kleiner der Wert, desto weniger wird der Wasserdampf beim Durchdringen gebremst. Werte unter 10 zeigen eine sehr gute Diffusionsfähigkeit an. Luft hat eine Wasserdampfdiffusions-Widerstandzahl von 1, Polystyrol (EPS) von 60. Dies bedeutet, dass das Ausdiffundieren einer bestimmten Wassermenge aus Polystyrol 60-mal so lange dauert wie aus der Luft.

Deshalb ist das Betrachten der Wasserdampfdurchlässigkeit ein wichtiger Indikator um reinen Kalkputz zu erkennen.Bei Kalkputzen mit Werten über 10 sollten Sie skeptisch werden.

Im nächsten Beitrag sehen wir uns noch das Sicherheitsdatenblatt und die Leistungserklärung an und welche wichtigen Informationen man daraus enthält.