Beim Prüfen, was es neues auf dem Markt gibt, bin ich über den Weber Pluscalc gestolpert. Der Produktbezeichnung nach dachte ich es handelt sich um einen „Kalkputz“. Was es aber tatsächlich ist hätte ich nicht erwartet. Und das obwohl ich von Weber weiß, was die alles als Kalkputz verkaufen. In der Kalkputz-Lüge 6 habe ich schon mal über den weber.cal 172 berichtet, der gerade mal 1 – 2 % Kalk enthält und dennoch als Kalkputz verkauft wird.

Nachdem ich „mit kalkähnlichen Eigenschaften“ gelesen habe war klar, dass auch in diesem Putz nur wenig Kalk enthalten sein wird. Dennoch war ich von der tatsächlichen Zusammensetzung sehr überrascht. Weber gibt an, der Putz besteht aus einem Hybridbindemittel, d.h. aus einer speziellen Kombination mineralischer Bindemittel und Puzzolanen.

Beworben wird der Weber Pluscalc mit folgenden Eigenschaften:

  • insbesondere für den biologisch-ökologischen Hausbau sowie für die anspruchsvolle Sanierung im Denkmalschutz
  • gute Raumfeuchteregu­lierung und Dampfdiffusionsoffenheit vermitteln ein gesundes und behagliches Wohnklima
  • ist schimmelpilzhemmend dank beständig hohem pH-Wert 12 – 13

Auch die Festigkeitsklasse CS I und die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl ca. 10 haben keinen Hinweis auf die tatsächlichen Inhaltsstoffe geliefert. Angaben zur Putzmörtelgruppe, die sicher etwas Licht ins Dunkel gebracht hätten, werden nicht gemacht. Deshalb habe ich mir das Sicherheitsdatenblatt angesehen. Was ich da gelesen habe hätte ich nicht erwartet.

Das Hybridbindemittel setzt sich zusammen aus:

  • 1 – 10 % Calciumhydroxid (Kalk)
  • 2 –   5 % Portlandzement
  • 10 – 25 % Calciumsulfat

Sie haben richtig gelesen. Das Hauptbindemittel vom Pluscalc ist tatsächlich Gips. Grundsätzlich spricht da ja nichts dagegen aber das Produkt als Pluscalc zu vermarkten, halte ich für äußerst bedenklich. Der Verbraucher kommt bei dem Handelsnamen sicher nicht darauf, dass es sich um einen Gips-Kalkputz handelt. Da klingt die Aussage von Weber „Wir haben Verständnis für das, was den Menschen wichtig ist“, nicht mehr ganz so überzeugend.

Um ein wenig mehr über den Pluscalc zu erfahren, habe ich einen Techniker von Weber angerufen. Positiv ist, dass er auf meine Frage nach der Zusammensetzung, den Gipsanteil nicht verschwiegen hat. Es wurde zwar gesagt „enthält geringe Menge Gips“ aber da will ich nicht kleinlich sein. Kritischer bewerte ich die Aussage vom Techniker „die Eigenschaften vom Pluscalc sind zum Teil besser als bei einem Kalkputz“. Welche Eigenschaften damit gemeint sind wurde leider nicht erläutert.

Unterm Strich handelt es sich beim Weber Pluscalc um ein Produkt, welches sicher seine Berechtigung am Markt hat. Das Produkt aber unter dem Handelsnamen Pluscalc zu vertreiben und den Gipsanteil nicht zu benennen, halte ich für Verbrauchertäuschung.

Nachzulesen sind die gemachten Angaben zum Weber Pluscalc im:

  • Sicherheitsdatenblatt, Druckdatum 24.09.2019, Versionsnummer 1, überarbeitet am 11.09.2019,
  • Technischen Merkblatt, Stand 19.12.2019
  • Broschüre ‚Die Innenputz-Innovation 10/2019‘, Auflage 2000

Wenn Sie ähnliche Erfahrungen machen mussten oder Fragen zu Kalkputzen haben, bitte einen Kommentar abgeben. Ich beantworte jeden Kommentar.

Nachhaltige Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist