Es gibt zahlreiche Hypes, die kommen und gehen. Doch nichts hat uns so überrascht wie die Nachfrage nach Kalkputz. Wir haben uns entschieden, dem auf den Grund zu gehen und zu sehen, was wirklich dahintersteckt. Lasst uns gemeinsam herausfinden, warum Kalkputz so viel Ärger macht und wie man sich schützen kann. Seid gespannt, denn es ist an der Zeit, dem Hype zu Leibe zu rücken!
Der Hype um Kalkputz
Kalkputz ist seit einigen Jahren der Stern am Putzhimmel. Der Hype um das Material ist riesig und es scheint, als ob jeder zweite Hausbesitzer auf den Zug aufspringt. Aber was steckt eigentlich dahinter? Ist Kalkputz wirklich so toll, wie alle behaupten? Die Antwort lautet: Jein. Denn nicht alles was als Kalkputz verkauft wird ist auch wirklich Kalkputz (siehe Kalkputzlüge). Wer sich für Kalkputz entscheidet, sollte daher genau prüfen, ob er wirklich Kalkputz bekommt. Sonst kann der Traum vom perfekten Putz schnell zum Reinfall werden.
Wer sich ein gesundes und nachhaltiges Zuhause wünscht, und im Nachhinein feststellt, der vermeintliche Kalkputz war nur ein falsch deklarierter Kalk-Zementputz, ist zu recht verärgert.
Die Wahrheit über Kalkputz
Kalkputz, das Wundermittel für ein gesundes Zuhause- das behauptet zumindest die Indistrie. Doch was steckt wirklich dahinter? Ist Kalkputz wirklich so toll, wie alle behaupten? Die Wahrheit ist: Ja, aber…!
Kalkputz:
- sorgt für ein gesundes Raumklima
- vermeidet Schimmelbildung
- filtert die Raumluft und absorbiert Gerüche
- ist für Allergiker geeignet
- schützt die Bausubstanz
- bietet attraktive Gestaltungsmöglichkeiten
Und jetzt zum Aber. All diese positiven Eigenschaften gibt es nur bei „echten“ Kalkputzen. Also Kalkputz ohne Zement und ohne chemische Zusätze. Bereits 5% Zement im Kalkputz verschlechtert die positiven Eigenschaften erheblich.
Wer sich vorher gut informiert und beraten lässt, trifft mit echtem Kalkputz eine gute Wahl und wird von dessen positiven Eigenschaften profitieren. Also bevor man blind den Herstelleraussagen folgt, sollte man sich fragen: Ist das wirklich ein zementfreier Kalkputz? Wenn ja, dann nichts wie ran an die Wand!
Warum Kalkputz nicht immer die beste Wahl ist
Während Kalkputz als Wundermittel für die Wände beworben wird, ist es nicht immer die beste Wahl. Zumindest dann nicht, wenn aufgrund von Zement und chemischer Zusätze die positiven Eigenschaften verloren gehen. Da ist ein Kalk-Zementputz die bessere Alternative. Weil ehrlicher und günstiger.
Überteuerte Kalk-Zementputze, die als Kalkputz verkauft werden bringen dem Hersteller Geld, dem Kunden aber nicht die erhofften Vorteile. Ein Stern auf der Motorhaube macht aus einem Lada keinen Mercedes, auch dann nicht, wenn es zusätzlich noch auf dem Kofferraumdeckel steht. (Nichts gegen Lada.)
Also bevor Sie sich von all den glänzenden Werbeversprechen blenden lassen, müssen Sie sorgfältig prüfen, ob der favorisierte Kalkputz wirklich die richtige Wahl für Ihre Bedürfnisse ist.
Alternativen zu Kalkputz
Es stimmt, Kalkputz ist etwas teurer Gipsputz und Co. Aber mal ehrlich, umgerechnet auf die erhöhte Haltbarkeit und die Wertsteigerung des Gebäudes, ist das nicht erwähnenswert. Zudem ist gesund Wohnen und sich in den eigenen 4 Wänden wohlfühlen, die anfänglichen Mehrkosten um ein vielfaches wert.
Zumal es nur Lehmputz als Alternative gibt, der auch nicht günstiger ist. Lehmputz bringt dieselben positiven Eigenschaften wie Kalkputz, mit 2 Einschränkungen. Lehmputz ist nicht alkalisch und verfügt somit nicht über einen natürlichen Schimmelschutz. Zudem sind Lehmputze relativ weich und somit anfällig für Beschädigungen.
Fazit: Eine kritische Betrachtung von Kalkputzen
Nachdem wir uns den Hype um Kalkputze angesehen haben, ist es Zeit für ein Fazit.
Kalkputz ist einer der ältesten Baustoffe mit herausragenden Eigenschaften. Daher nutzt mittlerweile jeder Putzhersteller den Hype um Kalkputze, um überteuerte Produkte ohne die kalktypischen Eigenschaften zu verkaufen. Blindes Vertrauen in Herstellerangaben führt daher in den meisten Fällen zu einem bösen Erwachen. Aber hey, keine Panik! Wir haben die Lösung: Nutzen Sie die Kommentarfunktion und schreiben Sie mir, welcher Kalkputz Ihnen angeboten wurde. Gerne prüfe ich ob es sich dabei um einen „echten“ Kalkputz handelt, der die oben genannten Vorteile bietet.
Wenn es um unser Zuhause geht, wollen wir doch vor allem eins – dass es gesund ist und viele Generationen hält. Kalkputz erfüllt diese Wünsche schon seit hunderten von Jahren, also schon lange bevor er zum Trend wurde.
Und wer weiß, vielleicht wird ja irgendwann auch die Industrie ehrlich und echten, zementfreien Kalkputz anbieten. Bis es soweit ist schreibt mir oder schaut mal bei Natürlich Kalk vorbei.
[…] den Innenraum sind reine Lehm- und Kalkputze besonders geeignet. Reiner Kalkputz und Lehm geben keine VOCs ab und nehmen auch noch Schadstoffe und CO₂ aus der Raumluft auf, baut […]
Hallo Herr Engist,
vielen Dank für Ihre Aufklärungsarbeit – das hilft uns gerade sehr weiter.
Uns wurde ein Rotkalk-Wandputz von Marmorit angeboten. Handelt es sich hierbei um einen „echten“ Kalkputz? Leider finde ich hierzu keine Informationen. Als Edelputz wurde Rotkalk Filz 1 angeboten. Was sagen Sie hierzu?
Und vielleicht mal andersherum gefragt: welchen Hersteller für natürliche Kalkputze können Sie denn empfehlen? Hessler habe ich bereits gelesen – habe ich das richtig aufgefasst?
Viele Grüße aus der Eifel
Hallo Frau Lena,
das Rotkalksystem vom Marmorit (Knauf) hat mit einem „echten“ Kalkputz nichts zu tun. Der Putz enthält eine erhebliche Menge an Zement und dazu noch sehr viele chemische Zusätze. Aufgrund der Inhaltsstoffe ist das ein falsch deklarierter Kalk-Zementputz.
Bei Naturkalk sollten Sie Hessler wählen. Wenn Sie Hilfe benötigen, bei der Produktwahl, dem passenden Beschichtungsaufbau und Bezugsquellen können Sie mir gerne eine Mail schreiben.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Tag Herr Engist,
wir sind ein Architekturbüro und planen für einen Investor 2 Mehrfamilienhäuser. Gerne möchten wir den HP 9 L als Grundputz verwenden, mit Vorspritzmörtel HP 10. Der Putzgrund ist Porenbeton sowie Gipsdielen. Der Grundputz soll einlagig (10-15mm Materialdicke) gefilzt als Sichtfläche dienen. Der Bauherr ist mit Rissen im Putz einverstanden. Teilweise werden die Wandflächen nicht gestrichen.
Was halten Sie von dieser rustikalen Ausführung? Ist dies die wirtschaftlichste Ausführung mit Hessler?
Sind für die zu fliesenden Wandflächen tatsächlich ein HP 1 L notwendig? Bzw. gibt es einen Putzgrund welcher ausreichend geeignet ist? Es geht mir hier nicht um Vorschriften sondern um die praktische Umsetzung.
Was mich auch schon Jahre lang umtreibt:
Der Unterschied von Kalkputz und Kalk-Zement Putz ihn Bezug zum Raumklima, Aufnahme/Abgabe von Wasserdampf usw. Ist dies auch bei Hessler Produkten ein immenser Unterschied?
Ihr Blog ist sehr interessant, ich „klebe“ hier schon eine Stunde fest 🙂
Freundliche Grüße
Klaus Ludwig F.
Hallo Herr Klaus F.,
grundsätzlich wird Naturkalk in zwei Lagen aufgebracht! Bestehend aus Grundputz und Oberputz. Hintergrund sind die von Ihnen angesprochenen Risse die es geben kann. Gerade auf sehr saugfähigen Untergründen kann es zur Schwundrissbildung kommen, wenn dem Kalkputz zu schnell Feuchtigkeit entzogen wird. Mit dem Oberputz werden solche Schwundrisse gefüllt und dauerhalt geschlossen.
Wenn der Untergrund ausreichen vorgenässt und der Grundputz nach der Verarbeitung, sorgfältig nachgewässert wird, können Schwundrisse vermieden werden. Es würde daher auch ohne Oberputz funktionieren.
Allerdings müssen Sie bei der Ausführung einiges bedenken. Putzeckwinkel oder APU-Leisten funktionieren einlagig nicht wirklich. Daher runde Ecken und keine Profile an Fenstern. Zudem müssen Sie den Putz, nach dem Aufbringen, regelmäßig nachwässern und dürfen ihn nur langsam trocknen lassen. Auch beim Gewebe, welches über Mauerschlitzen oder bei Maueröffnungen notwendig ist, müssen Sie auf die richtige Platzierung achten.
Als späteren Anstrich sollte eine Kalkfarbe verwendet werden. Die fertigen Silikatfarben im Eimer, dichten die Oberfläche ab, auch die von Keim und Co.
Bei gipshaltigen Untergründen benötigen Sie Biogrund als Grundierung und HP 14 aufgezahnt als Haftbrücke. HP 10 funktioniert dort nicht!
Als Fliesenuntergrund ist der HP 9 L oder andere Kalkputze ohne Zement nicht geeignet. Es gibt auch keine Grundierung die eingesetzt werden kann um darauf zu fliesen. Daher einen Kalk-Zementputz verwenden oder in den Kalkputz selbst Zement beimischen.
Bezüglich Zement im Kalk
Ja, bereits 3% Zement in einem Naturkalkputz reduziert die Wasseraufnahme erheblich. Auf unserem YouTube Kanal Natürlich Kalk haben wir darüber einen Beitrag veröffentlicht.
Wir haben auch schon die „Kalkputze“ der großen Hersteller in Deutschland getestet. Keiner von denen kommt an die Feuchteaufnahme von Hessler ran. Getestet wurde der HP 9 und andere „Kalkputze“ ohne Leichtzuschlag. (Ohne Leichtzuschlag, weil mit genügend z.B. Perlite auch ein Zementputz plötzlich hervorragend abschneiden würde.)
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist