Kalkputz-Lüge 16
Immer wieder berichte ich über Kalkputze, die meiner Meinung nach falsch deklariert werden, da mehr Zement und Chemie enthalten sind als Kalkhydrat. Deshalb befasst sich der heutige Beitrag mit den Vorgaben, die ein Putzhersteller erfüllen muss um ein Produkt als Kalkputz zu vermarkten.
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass ein Putz mindestens 3% Kalkhydrat enthalten muss um als Kalkputz zu gelten. Nachdem ich auf den Weber.cal 172 gestoßen bin, der laut Sicherheitsdatenblatt bis zu 20% Zement enthält und nur 1 – 2 % Calziumhydroxid (Kalkhydrat), wollte ich herausfinden welches Regelwerk dafür verantwortlich ist.
Deshalb wurden von mir verschiedene in Frage kommende Verbände angeschrieben und angefragt, wo es Vorgaben oder ein Regelwerk bezüglich der Zusammensetzung von Kalkputz gibt und wie es sein kann, dass ein Putz mit gerade mal 1 – 2 % Kalkanteil als Kalkputz verkauft werden darf.
Hier die Antworten der verschiedenen Verbände:
Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie (BVK)
Der BVK würde einen höheren Anteil an Kalkhydrat in Putzen begrüßen, hat aber kein Mitspracherecht bei der Normung. Deshalb wurde ich an den VDPM verwiesen.
Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel e.V. (VDPM)
Auch der VDPM lehnt die Verantwortung ab und verweist auf die DIN EN 13914-1 / 2. Bezüglich der Inhaltsstoffe um als Kalkputz zu gelten, ist aber auch darin nichts zu finden. Auch die Baukalk DIN EN 459-1 hilft nicht weiter.
Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt)
Das DIBt konnte mir auch nicht weiterhelfen. Nur Putzmörtel, die als Brandschutzprodukte verkauft werden, fallen in deren Bereich. Ich bekam aber den Hinweis mich an den Bundesverband ‘ Ausbau und Fassade‘ zu wenden.
Bundesverband Ausbau und Fassade
Hier wurde mir mitgeteilt, dass gemäß Satzung nur Innungsmitglieder beraten werden und dass ich mich bezüglich einer Mitgliedschaft an meine Innung wenden soll. Zwangsmitgliedschaften lehne ich ab und wenn ich die Kosten dem Nutzen gegenüberstelle, kommt eine Innungsmitgliedschaft nicht in Frage für mich.
Gibt es wirklich keine Vorgaben? Um doch noch eine Antwort zu erhalten, habe ich Herrn Dr. Hans Reichart, den Staatsminister des Bayrischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr angeschrieben. Dort erhielt ich als Antwort:
‚An Bauprodukte die Leib und Leben nicht gefährden werden keine direkten Anforderungen gestellt. Putzmörtel fallen in den Bereich der Baustoffe mit baurechtlich untergeordneter Bedeutung und werden deshalb in den Bayrisch Technischen Bestimmungen (BayTB) nicht aufgeführt.‘
Ich sehe das ein wenig anders. Putze die als Kalkputze verkauft werden und deshalb mit den Attributen „für Allergiker geeignet, wohngesund oder vorbeugend gegen Schimmel“ werben sind für mich keine untergeordneten Bauprodukte. Für Allergiker, Kleinkinder, ältere Menschen und Kranke geht es bei der Wahl der Baustoffe durchaus um Leib und Leben.
Im Schreiben des Bayrischen Staatsministeriums waren auch die Kontaktdaten von Herrn Dr. Johann Eicher enthalten, der sich weiter mit meinem Anliegen befassen soll. In einem Telefonat mit Dr. Eicher konnte ich Ihm die Problematik noch mal verdeutlichen und erhielt die Zusage mir weitere Informationen zu liefern.
Sobald diese vorliegen werde ich darüber berichten.
Hallo Herr B.,
ich denke das wird eng bis Ende November. Bei bis zu 40 mm Putzstärke wird Ihnen die Trocknungszeit einen Strich durch die Rechnung machen. Grundsätzlich ist es natürlich auch möglich die verschiedenen Kalklagen, nass in nass, aufzubringen aber da es beim Grundputz zu Trocknungsrissen kommen kann, würde ich warten bis der trocken ist.
Zudem ist Kalkputz auch kein Allheilmittel gegen feuchtes Mauerwerk. Sie sollten erst die Ursache beheben und dann den Kalkputz aufbringen. Evtl. wäre ein Kalk-Sanierputz die bessere Wahl?
Zum Beschichtungsaufbau
Ich würde die Vertiefungen mit einem Kalk-Leicht oder /Dämmputz auffüllen. Evtl. mit einem Armierungsgewebe überspannen.
Den HP 9 oder HP 9 L dann in 15 mm Schichtstärke auftragen und am nächsten Tag mit einem Putzhobel die Sinterschicht und Unebenheiten entfernen. Wenn der Putz zu schnell trocknet diesen regelmäßig anfeuchten.
Kleinere Löcher können Sie mit HP 9 F füllen, wenn der Untergrund für Kalkputz geeignet ist.
Nachdem der Kalk-Grundputz trocken ist können Sie direkt mit der nächsten Schicht Kalkputz weitermachen. Biogrund ist nicht nötig und macht auch keinen Sinn.
Bei Gips- oder Zementputz benötigen Sie den Biogrund. Dort würde ich aber auf den Biogrund zunächst eine Lage (ca. 3 mm) HP 14 aufbringen.
Wenn Sie glatte, weiße Wänden wünschen würde ich andere Materialien einsetzen. Eine Lage HP 90, Korn 0,5 mm, weiß, aufbringen. Nass in nass darauf die Naturkalkglätte HP 900 in weiß.
Das Kinderzimmer können Sie danach direkt mit Sumpfkalkfarbe streichen oder Sie färben die Naturkalkglätte mit kalkechten Pigmenten ein.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Guten Tag Herr Engist,
vielen Dank für Ihren Blog.
Beim Renovieren unseres neu erworbenen Altbauhauses sind wir leider auf feuchte Wände und auch teils Schimmel gestoßen.
Aufgrund von Zeit- und auch Budgetgründen ist der Plan das verputzen selber in die Hand zu nehmen sowie nur die Flächen zu ersetzen, welche Feucht waren.
Dies führt dann also dazu, dass wir Wände haben, bei denen wir nur zum Teil den Putz weggehauen haben, bis die nackten Ziegelsteine zu sehen sind.
An dem Rest der jeweiligen Wand haben wir die Tapeten entfernt und sind auf teils unterschiedliche Untergrundflächen gestoßen.
Meist jedoch Zementputzflächen und Spachtel (mit Gips).
Ich habe einen Bekannten der auch schon selber verputzt hat, allerdings noch keinen wohl reinen Kalkputz.
Zudem stehen wir ob der Fülle und verschiedenen Informationen teils vor Rätseln, welche Produktkombinationen nun die sinnvollsten sind.
Auch sind wir, wie Eingangs erwähnt ein wenig unter Zeitdruck, da wir schon Ende November einziehen müssen.
Ziel ist es glatte Wände zu erhalten, welche auch mit Farbe bestrichen werden können. (Kinderzimmer)
Der Plan ist es nun: die abgeschlagenen Flächen mit HP9 Korn 2mm aufzufüllen.
Standardschichtstärke sind ca. 15mm. Teils sind Vertiefungen so dass man auf bis zu vielleicht 30-40mm an den größten Vertiefungen kommt.
Mir wurde gesagt, dass man vorzugsweise
1. in einem ersten Arbeitsgang nur die Vertiefungen auffüllt, dann ca. 2 Tage wartet und
2. die Hauptschicht aufträgt.
1a. Kleinere Löcher in den anderen Flächen mit HP9 F auffüllen.
Anschließend (ich glaube man muss zuvor 1 Tag pro mm Schicht HP9 warten?)
3.
mit HP9500 Biogrund auf alle bearbeiteten Flächen, wie auch die restlichen Flächen (Gipsspachtel und Zementputz)
4. 1mm-5mm Schichtstärke (je nachdem ob noch kleine Vertiefungen ausgeglichen werden müssen) HP910 Naturkalkglätteputz für eine glatte Oberfläche
5. nach ca. 2 Tagen Trocknugn sind die Wände welche weiß und glatt werden sollten fertig und die Wände im Kinderzimmer können mit Sumpfkalkfarbe in gewünschter Tönung mit Pinsel gestrichen werden.
Können Sie vielleicht freundlicherweise bestätigen, dass dies so klappen könnte?
Gibt es hier vielleicht noch irgendetwas zusätzlich zu beachten?
Wenn man so in Foren liest stößt man auch öfters auf den Begriff „Sinterschicht“ welche teils entfernt werden muss?
Vielen lieben Dank und beste Grüße
Rene B.
Hallo Frau R.,
ich kann derzeit nur die Kalkputze von Hessler empfehlen. Die anderen Hersteller mischen Zusatzstoffe in den Putz oder die Werte entsprechen nicht einem natürlichen Kalkputz.
Auch den Biogrund würde ich von Hessler nehmen.
Beim Gewebe ist es wichtig, dass dieses für Kalkputze geeignet ist, egal ob da Glasseiden oder Glasfaser drauf steht.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Herzlichen Dank für Ihre Antwort! Da haben Sie vollkommen Recht, einen Handwerker zu finden ist gerade das schwierigste…
Vielen Dank für Ihr Angebot, auf das ich gerne zurückkommen werde! Gibt es auch andere kalkputze, die Sie neben Hessler empfehlen würden?
Und welchen Biogrund würden Sie empfehlen?
Unterscheidet sich Glasseidengewebe vom Glasfasergewebe, oder ist es das dasselbe?
Vielen Dank noch einmal!
Es freut mich, wenn meine Beiträge ein wenig helfen.
Wenn Sie die Produkte von Hessler wünschen kann ich Ihnen helfen diese in Ihrer Region zu erhalten. Schwieriger wird es werden einen Verputzer zu finden, der mit Naturkalk arbeiten kann oder möchte. Wenn Sie den haben, besorge ich Ihnen den Putz.
Gipsplatten mit Biogrund grundieren, darauf HP 14 Kalk-Haftputz mit Gewebeeinlage und darauf den HP 90 Naturkalk-Feinputz. Bei dem Beschichtungsaufbau kommen Sie auf eine Putzstärke von ca. 6 mm. Als Armierungsgewebe für den HP 14 würde ich Glasseidengewebe verwenden. Es ist zwar auch ein Jutegewebe möglich aber dieses ist in der Verarbeitung sehr aufwendig und somit teuer.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Hallo Herr Engist,
Ich bin so dankbar, Ihre Seite entdeckt zu haben! Wir wollen unser Haus ökologisch verputzen, und merken, wie „ökologisch“ eine leere Worthülse geworden ist…
Welche kalkputz Marke empfehlen Sie? Hessler wird in unserer Gegend (PLZ 83) nicht vertrieben.
Welche Methode empfehlen Sie, um normale Rigipswände mit ca. 1 cm Kalk zu verputzen?
Reicht eine Grundierung (mit Kasein? Oder…? )
Oder ist eine Armierung nötig (welche)?
Ich danke Ihnen vielmals!
Herzliche Grüße
Lucy
Hallo Herr S.,
es gibt noch viele Fragen die beantwortet werden müssen.
Grüße aus Marktbreit
Gerold Engist
Vielen Dank, dass Sie sich darum kümmern. 🙂